31. Dezember 2014


Spätestens am Ende des Jahres sollte man einen Punkt machen. Weil: nach einem Punkt kommt immer ein Leerschlag.

«Leerschlag» war für mich stets ein kurioses Hilfswort. Schon beim damaligen Schreibmaschinenschreiben war das ein abstrakter Begriff. Alle Typenhebelchen, die aufs Papier gehämmert wurden, ergaben einen Buchstaben.


Die Lücke. Auf den Punkt kommen.

Da konnte man sich unter «schlagen» noch etwas vorstellen. Beim «Leerschlag» aber rückte die Papierwalze einfach um die Breite eines Buchstabens weiter. Da gab es keinen Schlag.

Wenn ich mich in die Mitte der sechziger Jahre zurück versetze, gab es wenigstens ein «Spatium». Meistens ein Achtelgeviert, je nach Schriftgrösse und Duktus bzw. Laufweite.

Aber da laufe ich bereits in ein Fachgebiet, von dem ich als ehemaliger Schriftsetzerlehrling heute auch nicht mehr viel weiss.


Die Lücke. Auf den Punkt kommen.

Zurück: es geht um die Lücke. Die Lücke nach dem Punkt. Die Lücke nach dem Jahresende. Die Lücke nach dem Silvesterkater.

Natürlich, wenn ich an gewisse Silvestermorgen denke, da war schon manchmal eine Lücke. Das war meine ureigene Gedächtnislücke. Das Leben ging weiter, ringsum, als wäre nie ein Punkt und ein Zwischenraum gewesen.


Die Lücke. Auf den Punkt kommen.

Und schon bin ich wieder bei meinem Lieblingsthema: «Was geschieht im Leben, wenn ich es nicht mitbekomme?» – Das ist eine ganze Menge, denke ich oft. Und mein viel zitierter Spruch: «Das meiste, das im Leben passieren könnte, kommt gar nicht», der ist auch nur subjektiv.

Jetzt bin ich vom Punkt, auf den ich kommen wollte, ins Hundertste und Tausendste und ins ewige Nichts abgeglitten.

Einer der schreibt, noch dazu für andere, der muss auf den Punkt kommen. Nur, so frage ich, bevor man auf den Punkt kommt, sollten doch einige Satzzeichen und Wörter – und ab und zu ein Leerschlag – vorhanden sein?

Auf den Punkt zu kommen.

Und die müssten so spannend ineinander gefügt werden, dass, wenn man auf den Punkt kommt, sich neue Welten auftun. – Ich krieg das schon noch einmal in genialer Weise hin.

Vorerst behelfe ich mich hier aber mit Bildern. Entscheidend ist, dass sich was Neues und Verheissungsvolles auftut. Und die Lücke bis zum Neujahr ist hiermit gefüllt. Man muss nur nahe genug rangehen.

Blick auf den See und auf die Berge.