8. Mai 2014

Max Küng ist einer der Kolumnisten und Autoren, dessen Texte ich im «Das Magazin» immer als erstes suche. Letzthin schrieb er, dass es im Leben nur drei wichtige Fragen gebe: 1. Woher kommen wir? 2. Wohin gehen wir? 3. Wie viele Velos brauchen wir? – Natürlich war das witzig gemeint. Und witzig war diese Kolumne tatsächlich.

Mich hat der Text wieder zurückgebracht auf ein Projekt eines Fragebüchleins. In Anlehnung an Max Frisch. Er hatte ja in seinen Tagebüchern bis 1966 einmal einen Fragekatalog zusammengestellt.

Ich weiss gar nicht mehr, wie viele Fragen er da aufwarf. Die erste jedenfalls hiess in etwa, falls ich es noch richtig zusammenbringe: «Wenn Sie und Ihre Bekannten nicht mehr leben, ist dann noch irgendwer an der Erhaltung des Menschengeschlechtes interessiert?»

Oder eine andere Frage, die ich noch präzise weiss: «Wann haben Sie aufgehört zu meinen, dass Sie klüger werden – oder meinen Sie es immer noch?»

Die Beschäftigung mit seinen Fragen liess damals eine andere in mir gross werden: «Wenn ich noch drei Tage zu leben hätte, mit wem würde ich gerne zusammentreffen, um noch klüger zu werden?»

Damals hatte ich mir vorgenommen, wenn ich 66 Jahre alt werde, wollte ich ein Fragebüchlein mit 66 unbeantwortbaren Fragen heraus bringen. Fragen wie: «Ab wann lohnt es sich, keine Fragen mehr zu stellen?»

Oder: «Warum verschiebe ich die Frage, die ich schon lange einer bestimmten Person stellen wollte, jedes Mal aufs Neue?»

Aus einem alten Notizbüchlein.

Aus einem alten Notizbüchlein


Gibt es Fragen, die man nicht stellen sollte? Oder gibt es nur Situationen, an denen man sie nicht stellen sollte?

Fragen wie – noch einmal Max Frisch: «Überzeugt Sie Ihre Selbstkritik?» sind so perfid, dass man nur grinsen oder schnell zur nächsten Frage weiter gehen kann.

Und was wäre das Gegenteil von Fragen? Gar keine Antworten wollen? Zu meinen, es geschehe alles besser, wenn es von alleine käme?

Dann bleibe ich jeweils an diesem merkwürdigen Satz von Goethes «Waldblümlein-Gedicht» hängen: «Ich ging im Walde so vor mich hin. Und nichts zu suchen, das war mein Sinn».

Immer, wenn ich diese Zeilen höre, frage ich mich, wie das geht? Festen Sinnes in den Wald gehen, um dort nichts zu suchen? Und wenn ich dieses Nichts dann wirklich fände?

Auf jeden Fall gibt es Fragen, die überflüssig sind. Und andere, die hängen bleiben. Wie bei mir die Frage: «Warum habe ich heute, wo ich 66 bin, das Büchlein mit den 66 Fragen noch nicht publiziert?» Dann folgt bereits die nächste Frage, die ich an die schweigende Mehrheit stelle: «Interessiert das überhaupt?».

Und doch noch eine Aufgabe zum Schluss: Notiere spontan eine Frage, die du als überflüssig bezeichnest – Ist sie es wirklich?  Notiere spontan eine Frage, die wichtig scheint. Warum ist sie es wirklich?