18. Dezember 2017


Gegen Ende eines Jahres kommen gern grundsätzliche Fragen hoch. Wie ist das Jahr gelaufen? An was erinnert man sich? Welche Weichen wären zu stellen? Was motiviert zur Schaffensfreude? – Dieses Fragenkarusell hat sich bei mir noch verstärkt durch die «zufällige» Lektüre von Rolf Dobellis Buch «Die Kunst des guten Lebens».

Grundsätzlich ist Geld ein Motivationsfaktor. Auch wenn es bei mir nie im Vordergrund steht. Bis auf ein kürzliches Erlebnis. Ich hatte für eine Rede das Thema Einräppler – die ja bekanntlich nicht mehr im Umlauf sind – eingebaut. Und dafür ersteigerte ich auf einer Internetplattform einen kleinen Sack voll dieser Kupfermünzen nach Gewicht.

Beim Auspacken kam ich mir vor wie ein Vierjähriger. Die Menge an Münzen machte mich glücklich. Ganz unabhängig vom Wert. Hätte ich spontan tauschen müssen mit einer Zwanzigernote, ich hätte es mir in diesem Moment überlegt.

Schweizer Einrappen-Münzen

Was ist mehr Wert: ein Kilo Einräppler oder eine Zwanzigernote? © Bild HWR



Was also motiviert wirklich? Da kommen bei mir ziemlich schnell Antworten wie: Meisterwerke! Gelungene Kunstwerke! Gute Ideen anderer! Ich gehe häufig in Museen und Galerien. Bei einem Besuch unlängst bei Hauser & Wirth in Zürich stieß ich wieder einmal auf Dieter Roth und seine «Gesammelten Werke». Ein einfaches Paket, zugeschnürt und adressiert an eine Wiener Künstlerkolonie. Ein irritierendes Stück Kunst. Nicht ganz ernst zu nehmen und in seiner «Doppelbödigkeit» eine clevere Idee.

Gesammelte Werke Dieter Roth
Neugierde ist immer ein Motivationsfaktor. Und wenn es nur darum geht zu wissen, was dahinter steckt © Bild HWR


Ähnlich erheiternd erging es mir beim Video «Der Lauf der Dinge», das ich wenige Tage später im Kunstmuseum Basel erneut sah. Ist denn so ein «Bubenzeug» mit brodelnden Chemikalien und funkensprühenden Altpneus Kunst? Aus der richtigen Perspektive betrachtet: Ja. Und selbst wenn es keine Kunst wäre, es macht einfach Spass, es motiviert.

Motivierend sind für mich auch spontane Städtebesuche. Ohne großes Ziel und ohne große Vorbereitung. Kopenhagen war so ein Aufenthalt, der mich seit letzten Oktober immer wieder inspiriert. Da ich für ein eigenes Buchprojekt ständig auf der Suche nach Steinen bin – verarbeiteten und noch zu bearbeitenden –, war der abgebildete Ziegelstein-Stapel in einer Einfahrt natürlich ein zwingendes Fotosujet. Erst dann entdeckte ich vor dem Haus die rote Fahne, auf der einfach «MENSCH» stand.

Backsteine Kopenhagen

Eine Sammel-Leidenschaft ist für die meisten Menschen motivierend. Ich fotografiere beispielsweise bearbeitete und zu bearbeitende Steine.


Zuhause musste ich unbedingt recherchieren: «MENSCH» – Eine Werbeagentur! Da ich selbst Wurzeln in der Werbung habe, interessierte es mich erst recht. Doch, ja, das wäre eine Agentur gewesen, in der ich gerne gearbeitet hätte.

Schlussendlich ist es für mich motivierend, wenn ein Projekt zufriedenstellend abgeschlossen wird. Eben wie besagtes Eigenprojekt «Steineklopfen». Nach über drei Jahren ist der erste Gedichtband realisiert. Und nebenbei – damit das auch erwähnt ist – man kann ihn kaufen: www.steineklopfen.ch.

Steineklopfen-Buch aus der Gedichte-Bauhütte

Mit Worten und Bedeutungen zu spielen ist für mich jederzeit ein Motivationsfaktor. © Bild HWR


Und ganz außer Frage ist die Begegnung mit interessanten Menschen am motivierendsten. Menschen, die etwas zu erzählen haben, die sich für etwas einsetzen, die Hindernisse überwunden haben. So freue ich mich aufs 2018 und auf viele spannende Begegnungen. Vielleicht führt die eine oder andere Begegnung zu einem faszinierenden Buch.